Die Politik von Mallorca bis zur Nordsee hat eine neue Einnahmequelle entdeckt, die Tourismusabgabe. Was vormals Kurorten vorbehalten war, kann nun jede touristische Destination einfordern. Die gesetzlichen Grundlagen sind geschaffen und von rechts bis links ist sich die Politik einig. Die Tourismusbetriebe sind in der Defensive.
Thermalbad, Kurpark und eine gepflegte Innenstadt müssen finanziert werden. Soweit vorhanden. Schon jetzt wird von Gästen das eher spärliche Angebot und der Zustand der Stadt kritisiert. Eine zusätzliche Abgabe wirft Fragen auf. Von den Wintermonaten ganz zu schweigen. In jedem Fall ist sie keine geeignete Maßnahme, um den Tourismus zu stärken und sinkenden Gästezahlen entgegenzuwirken. Im Gegenteil. Der ein oder anderen Gast könnte genau diese Geste als unfreundlich empfinden und sie könnte auf Unverständnis stoßen – ein Anlass über neue Ziele nachzudenken.
Betroffen sind die wichtigsten Leistungsträger der Stadt, die 365 Tage im Jahr vollen Service bieten. Wer im Sommer Stühle rausstellt und dann sechs Monate schließt, soll nur von den versprochenen Vorteilen profitieren.
Und der immer wieder versprochene Bürokratieabbau? Eine Hotelrechnung enthält nun bereits drei Mehrwertsteuersätze: für Übernachtung 7, für Frühstück 19 und für die Tourismusabgabe 0 Prozent. Das ganze muss dann gemeldet, geprüft und verarbeitet werden.
In Frankfurt wird sie kommen (Beitrag FAZ)
Erst ein, dann zwei, dann drei, dann vier. Wer widerspricht ernsthaft, wenn die Höhe der Touristenabgabe nur ein Anfang ist. Und wer widerspricht ernsthaft, wenn die Entwicklung nur eine Richtung kennt:
Beispiel – auf Mallorca wird bereits verdoppelt (Beitrag FAZ)
Der Verband der Hoteliers von Mallorca (FEHM) kritisierte das Vorhaben als „katastrophal“.
Hoteliers in Rüdesheim gegen Bettensteuer (Beitrag FAZ)
Bettensteuer als „Diskriminierung einer ganzen Branche“
Bayern wieder schlauer
„Bayern ist ein Tourismusland“, argumentiert Frank-Ulrich John, Pressesprecher des Dehoga Bayern. Es gelte, diese wichtige Branche zu stärken und nicht durch zusätzliche, einseitige Abgaben zu schwächen. […] Der Gast entscheidet heute vermehrt nach dem Geldbeutel, eine Bettensteuer schwäche die Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Hoteliers gegenüber anderen Reisezielen. (Quelle: SZ)
„Ich kann jeder Kommune nur dringend empfehlen, touristisch bedingte Übernachtungen nicht durch eigens konstruierte Abgaben künstlich zu verteuern.“ (N. Brandl, Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern)
Der Verein zur Förderung der Wirtschaft St. Goar e. V. spricht sich klar gegen eine zusätzliche Bürokratie und Belastung von Betrieben und Gästen aus.